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Ein Referenzmodell ist ein Modell, das mit der Absicht wiederverwendet zu werden erstellt wurde oder ein Modell, das nicht mit der Wiederverwendungsabsicht erstellt wurde, aber dennoch dafür benutzt wird. Referenzmodelle müssen demnach nicht vollständig sein und können auch nur einen Teil eines Gesamtmodells abdecken. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle „Best Practice“-Referenzmodelle. Diese Modelle haben sich in der Praxis durch unterschiedliche Aspekte positiv hervorgehoben bzw. bewährt.

Die Referenzmodellierung bzw. die erstellten Referenzmodelle müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um einen Referenzcharakter aufzuweisen. Die Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung bestehen aus sechs Grundsätzen (Grundsatz der Richtigkeit, der Relevanz, der Wirtschaftlichkeit, der Klarheit, der Vergleichbarkeit und des systematischen Aufbaus) und beziehen syntaktische, semantische, repräsentationelle, organisatorische und wirtschaftliche Aspekte mit ein. Analog zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Modellierung (GoM), gibt es für die Referenzmodellierung die Grundsätze ordnungsmäßiger Referenzmodellierung (GoRM), die sich nur in einigen Punkten unterscheiden. Einer der grundlegenden Grundsätze ist der Grundsatz der Wiederverwendbarkeit. Dieser muss bereits in der Modellierung Berücksichtigung finden.

Unter den Modellerstellern existieren unterschiedliche Sichtweisen wie Objekte an Funktionen (einer EPK) annotiert werden. Wir möchten an dieser Stelle gerne Ihre Sichtweise/Meinung zu dem Themengebiet erfahren bzw. zur Diskussion stellen.

Als Beispiel in diesem Fall soll die Rolle/Stelle bzw. die Organisationseinheit dienen. Betrachtet man die Organisationsstruktur einer Verwaltung, so besteht sie aus Organisationseinheiten, die nach Bedarf weiter detailliert werden. So gibt es innerhalb einer Organisationseinheit die Rollen „Leiter/-in“, „Sachbearbeiter“ usw., die dann mit konkreten Personen angereichert werden können. In der nachfolgenden Abbildung ist ein beispielhaftes Organigramm einer Abteilung abgebildet.

Annotiert man eine Organisationseinheit an eine Funktion, so hat man die größtmögliche Allgemeingültigkeit abgebildet. Wir stellen uns allerdings die Frage, ob diese Art der Modellierung nicht dem Grundsatz der Wiederverwendbarkeit entgegensteht. Wird alternativ die Rolle „Anlagenbuchhalter“ für die Zuordnung zur Organisation verwendet, besteht eine nähere sachlogische Verbindung zwischen Ablauf- und Aufbauorganisation (siehe Abbildung).

Werden beispielsweise Geschäftsprozesse innerhalb einer Organisation neu zugeordnet oder an einen externen Dienstleister vergeben, so ist die der Funktion zugeordnete Rolle weiterhin richtig, da die Rolle weiterhin den Prozess ausführt. Es ändert sich in diesem Fall lediglich die Zuordnung der Rolle zur Organisation selbst. Entweder wird die Rolle in der Abbildung der internen Organisation „verschoben“ oder externen Organisationen zugeordnet.

An dieser Stelle interessiert uns Ihre Sichtweise zu dem vorgestellten Modellierungsaspekt. Sehen Sie andere oder weitere Vorteile bzw. hat diese Modellierungsart Nachteile aus Ihrer Sicht?



 

by Bernd Schaefer
Posted on Wed, 12/23/2009 - 08:57

Wir haben in Esslingen die Soll-Prozesse für das Neue Kommunale Haushaltsrecht modelliert und dabei Rollen verwendet. Dabei haben wir festgestellt, dass zunächst eine klare und eindeutige Definition der Rollen erfolgen muss, da in der Praxis unterschiedliche Vorstellungen über den jeweiligen Inhalt einer Rolle bestehen. Wenn dieser Schritt erfolgt ist, können die Rollen mit den entsprechenden Definitionen verwendet werden.

In der Praxis der Zuordnung von Rollen zu existierenden Stellen und Personen haben wir festgestellt, dass es zu Überschneidungen kommen kann. Je kleiner die Organisationseinheit ist, die eine Funktion ausführt, desto differenzierter können die Rollen der jeweiligen Stelle ausfallen. So kann z.B. auf einer Stelle die Rolle "Bewirtschafter" und "Produktgruppenverantwortlicher" zusammenfallen. Für die Modellierung, insbesondere für die Modellierung von Referenzprozessen hat dieser Punkt zunächst keine allzu große Bedeutung, jedoch muss deutlich werden, dass in der Praxis eine Rolle nicht gleichzusetzen ist mit einer Stelle / Person.

Zum oben dargestellten Organigramm ist anzumerken, dass die 1:1 Beziehung Rolle - Person eine idealtypische Darstellung ist, die in der Praxis so nicht überall vorkommen wird. Hier ist es durchaus möglich, dass einer Stelle/Person mehrere Rollen zugewiesen werden können.

Einen großen Vorteil der Arbeit mit Rollen sehe ich allerdings auch in der dadurch ausgelösten Diskussion über Stelleninhalte und die Gestaltung der Aufbauorganisation. Die Zuordnung von Rollen zu Funktionen erleichtert die Argumentation, unterstützt die Bereitschaft zu Veränderungen und führt somit zu einer Optimierung der Stellenzuschnitte und der Aufbauorganisation..

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